Das kleine Tal zwischen den Hügeln
Stille.
Stille.
Eine tote Stille.
Um die Stille ein Tal.
Ein kleines, stilles Tal.
Nah sind die hohen Hügel.
Sie halten die Stille gefangen.
Nichts dringt von außen herein.
Nichts dringt von innen hinter die Hügel.
Quer durch das Tal fließt ein kleiner Bach.
Er hat irgendwo hinter den Hügeln seinen Ursprung.
Niemand weiß das genau, er wird schon irgendwo beginnen.
An den kleinen Ufern wächst das einzige grüne Gras in diesem Tal. Der Rest des Bodens karg. Hier wächst schon verdorrtes Wildkraut. Dort steht ein toter Baum, seiner Blätter und Rinde beraubt. Der größte Teil des Bodens jedoch sandig und verweht. Trotzdem geht kein einziger Windhauch durch das Tal, es ist nur still. Kein Vogel fand hier Heim. Kein Fisch schwimmt in des Baches Wasser. Kein Fuchs rennt an den kleinen Wegen lang. Einst waren hier Menschen. Die alten Hütten zeugen noch von ihrem Heim. Längst sind sie zerfallen, keine Wohnlichkeit blieb zurück. Die unbestellten Äcker sind schwer noch zu erdeuten.
Es ist nicht kalt, aber auch nicht heiß. Es ist so, als gäbe es keine Temperatur. Es ist. Unter einem verdorrten Busch findet man einen toten Raben. Sein Körper ist fast völlig verwest, aber er riecht nicht. Man riecht hier gar nichts.
Das ganze Tal ist regungslos. Nichts bewegt sich nur ein Stückchen weit hinfort. Nicht die toten Pflanzen, nicht die Bäume. Keine Tiere und keine Menschen. Kein Wind der ein Sandkörnchen ein Stück weit aufnehmen könnte. Es scheint fast so, als hätte die Zeit in diesem Tal aufgehört zu schlagen. Doch im Bach fließt das Wasser langsam vor sich hin. Es plätschert nicht, aber es fließt.
Und langsam fließt auch die Nacht in das stille Tal, bis es ganz dunkel ist. Der Mond scheint in seiner Nachtwache dieses Tal übersehen zu haben. Nur eine ganz feine Sichel an kaltem, weißem Licht strahlt vom leeren Firmament hernieder. Denn Sterne sah man hier schon lange nicht mehr. Das feine Licht des Mondes wirft seinem tiefem Stande, merkwürdige, unheimliche Figuren durch die verkrüppelten Bäume auf den kargen Boden. Auch jetzt wird die Luft nicht kälter. Ein Windhauch bleibt aus. Und es bleibt still.
Der Text wurde von Thorsten Rotering am 2007-01-02 unter einer Creative Commons 2.0 BY SA Lizenz veröffentlicht.
Das Bild wurde von Parc Cruz am 2006-06-12 unter einer Creative Commons 2.0 BY NC SA Lizenz veröffentlicht.